WIP Limits – agiles Arbeiten im Parlament?
Das Arbeitsvolumen der Sondersession des Nationalrats im April 2024 schaut so aus:
- Anzahl traktandierte Geschäfte: 232
- Anzahl nicht behandelte Geschäfte: 84
- Anzahl neu eingereichte Geschäfte: 70
- Netto: 154 Geschäfte noch abzuarbeiten
Ist damit das Ziel erreicht?
Wir bei politik.ch arbeiten seit Tag 1 vollständig agil. Und nun stellt sich eine einfache Frage:
- Wie war das mit dem wachsenden Backlog?
- WIP-Limits?
- Lässt sich das politisch umsetzen?
WIP-Limits (Work In Progress-Limits) sind eine zentrale Komponente im agilen Prozess, insbesondere im Kanban-Framework. Sie geben an, wie viele Aufgaben gleichzeitig in einem bestimmten Prozessschritt bearbeitet werden dürfen. Ziel ist es, Überlastung zu vermeiden, den Fokus und die Qualität der Arbeit zu erhöhen und Engpässe im Workflow frühzeitig zu erkennen. Das sorgt dafür, dass Aufgaben schneller und effizienter erledigt werden, indem der (Team-) Fokus auf weniger, aber dafür auf die wichtigsten und dringlichsten Aufgaben gerichtet bleibt. Also: weniger Multitasking, mehr Durchsatz.
Politisch würde dies sozusagen bedeuten, die Parlamentarierinnen und Parlamentarier erlegen sich selbst eine Art Bremse oder gar Sperre auf, um der Vorstossflut Herr zu werden. Dass dies allerdings sogar zum (finanziellen) Nachteil der werten Damen und Herren gereichen würde, hat NZZ-Bundeshaus-Redaktor David Biner aufgearbeitet: „«Motionitis» im Parlament: Der Nationalrat kann die Vorstossflut einfach nicht stoppen. Die grosse Kammer versucht in der anstehenden Sondersession, Pendenzen abzubauen. Das Unterfangen ist zum Scheitern verurteilt.“
PS: Nationalrat Marcel Dobler, selbst aus dem IT-Umfeld stammender Unternehmer, hat als letzter im im Juni 2023 eine parlamentarische Initiative (23.445) eingereicht: „Wirksamer Umgang mit der Vorstossflut“. Na dann, mögen Effektivität und Effizienz steigen.